Jede Diagnose ist auch eine Intervention – und umgekehrtLesedauer 1 Min.

Heute nur ein kurzer Gedanke – das Wort zum Sonntag sozusagen. In der Psychologie, zum Beispiel der Arbeits- und Organisationspsychologie, wird die Arbeit beim Klienten meist in drei aufeinanderfolgende Schritte gegliedert:

  • Anamnese/Diagnose
  • Intervention
  • Evaluation

Alle Schritte sind klar voneinander getrennt. Ein Beispiel aus dem NLP.:

  1. Das Problem wird geschildert, der dahinter liegende Glaubenssatz elizitiert.
  2. Danach werden die Submodalitäten geprüft, und ein Ökologie-Check durchgeführt. Im Anschluss folgt die Veränderung durch die Swish-Technik.
  3. Schließlich überprüft man mit einem Futur-Pace, ob der Klient den Glaubenssatz auch in Zukunft zu den Akten legen kann.

Dem möchte ich zwei Thesen entgegenstellen.

 

1. Jede Diagnose ist auch eine Intervention

Nehmen wir ein sehr schönes Beispiel von Richard Bandler. Ein Klient beginnt die Sitzung, in dem er sagt: “I seem to avoid marriage, I seem to avoid getting into a relationship.” Mit einem lauten Lachen antwortet Bandler spontan: “Me too, so what´s the problem?”
Natürlich sammelt er durch die Frage weitere Informationen, aber er hat gleichzeitig
– ein Reframing angeboten
– durch Humor Rapport aufgebaut
Auch die empathische Haltung in der non-direktiven Gesprächsführung ist immer gleichzeitig Informationsbeschaffung und Intervention im Sinne des Aufbaus von Rapport durch eine empathische Haltung des Therapeuten.

2. Jede Intervention ist auch eine Diagnose

Nehmen wir als Beispiel den Future-Pace des NLP. Er wird meist am Ende einer Intervention eingesetzt, um zu sehen, ob der Patient beim Gedanken an die Zukunft kongruent reagiert.  Gleichzeitig liefert dieser Schritt aber auch eine Menge Informationen über den Klienten und zeigt beispielsweise die Notwendigkeit, gemeinsam noch weiter an einem Problem zu arbeiten.
Vergleichbares gilt beim Einsatz von Hypnose. Jeder Suggestion folgt unmittelbar die Überprüfung, ob sich zum Beispiel die Trance vertieft hat oder ein gewünschtes hypnotisches Phänomen erreicht worden ist.
Wenn man seine Arbeit unter diesem Aspekt bedenkt, eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten. Auch fällt es leichter zu akzeptieren, dass eben nicht jede Arbeit mit Klienten immer mit einem  klar abgegrenzten Diagnose-Schritt beginnt, auf den eine sorgfältig geplante Intervention stattfindet, die dann in einer kritischen Evaluation geprüft und bewertet wird. Vielmehr durchdringen sich Diagnose und Intervention in der Realität sehr viel stärker, als man es manchmal selbst wahrnimmt.

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