Klimawandel-Deutsch / Deutsch-KlimawandelLesedauer 2 Min.
Selten war sich die Wissenschaft so einig, dass wir ungebremst auf eine globale Katastrophe zusteuern. (Wer den von Menschen gemachten Klimawandel noch leugnet, kann hier mit dem Lesen übrigens aufhören und sich den nächsten SUV seiner Träume aussuchen.) Und doch passiert auf nationaler wie internationaler Ebene wenig bis nichts. Einige Länder wie die USA unter Präsident Trump drehen das Rad sogar zurück und verabschieden sich von den vereinbarten Klimazielen.
Aber warum? Ein Erklärungsversuch bezogen auf das Thema dieses Blogs: Kommunikation.
Klimawandel: Stand der Debatte in Deutschland
Man könnte ja argumentieren, dass Bewegungen wie Fridays for Future und junge Persönlichkeiten wie Greta Thunberg dem Thema große Aufmerksamkeit und medientaugliche Bilder liefern. Das Votum der Europawahl 2019 war ebenfalls deutlich pro Klimaschutz.
Wenn man sich dann aber in die deutsche Diskussion einklinkt, bietet sich immer wieder dasselbe Bild: Auf der einen Seite empörte junge Menschen, häufig weiblich, die radikalen Wandel fordern und auf ihre Zukunft hinweisen, die gerade verspielt wird. Auf der anderen ältere Politiker, häufig männlich, die inzwischen ein gewisses Versagen in den letzten Jahren einräumen – der mediale Druck wird langsam wohl doch zu groß – und reumütig versprechen, dass ab jetzt alles anders wird. Natürlich nicht, ohne den Hinweis zu vergessen, dass es in einer Demokratie eben dauert, um Vorschläge zu erarbeiten, Mehrheiten zu organisieren, Gesetze einzubringen usw. Die Reaktion der jungen Generation darauf ist natürlich klar und läutet den Gong zur nächsten Runde ein.
So weit, so vorhersehbar. Mit etwas Glück findet sich noch jemand wie Christian Lindner, der mit dem Hinweis, dass die Kinder den Klimaschutz besser den Profis überlassen sollten, noch einen Schluck Öl ins Feuer der Diskussion gießt. Oder eine AfD, die mit Verweis auf den zukünftigen CO2-Ausstoß anderer Länder, z. B. China, die Verantwortung des Exportweltmeisters Deutschland verniedlicht – wenn sie nicht gerade wieder einmal den Einfluss des Menschen komplett leugnet.
Klimawandel: schlecht kommuniziert
Während dieses inzwischen ziemlich ritualisierten Ablaufs wirkt die breite Masse der Gesellschaft erstaunlich passiv, wenn man bedenkt, dass der Klimawandel das Ende eben derselben bedeuten könnte.
Ein gewaltiges Problem: Über das Thema immer noch nicht deutlich genug kommuniziert. Genauer gesagt fehlt vielen Menschen nach wie vor das konkrete Bild, was der Klimawandel für sie ganz persönlich an Nachteilen bringen wird. Gleichzeitig verspricht die Politik, dass es Belastungen finanzieller oder sonstiger Natur für die Wählerinnen und Wähler nicht geben wird. Schmerzfreier Wandel, sozusagen. Ein ziemliches Novum in der Geschichte, wenn man einmal in Ruhe darüber nachdenkt.
Bildlich gesprochen: 2 Grad klingt nach wenig. Mosambik, Bangladesch und all die anderen Länder, denen die großen Katastrophen drohen, sind weit weg. Und bis 2030 sind es ja auch noch ganze 10 Jahre. Und wenn ich mir sicher sein kann, dass es mein Leben – und meinen Konsum – nicht berühren wird, wozu sich dann groß aufregen? Die nächste Fernreise ist auch schon seit Monaten gebucht – dadurch wird es ja so viel günstiger – und wir lassen uns doch nicht den Urlaub verbieten.
Klimawandel für Deutsche
Hier sollte man ansetzen und den Klimawandel sozusagen „eindeutschen“. So könnte die Kommunikation dann beispielsweise klingen:
- Ihre Enkel werden Hamburg nur noch von Fotos kennen.
- Wie werden wir die holländischen/italienischen/französischen Klimaflüchtlinge innerhalb Europas verteilen?
- In knapp zwei Legislaturperioden – weniger als Merkels Regierungszeit – ist „Tag der Abrechnung“.
- Genießen Sie den Sommer in Deutschland – bei 45 Grad im Schatten.
Es wird Zeit, dass wir den Klimawandel als das kommunizieren, was er ist: nicht nur eine deutsche Aufgabe, sondern auch eine unmittelbare Gefahr für Deutschland.