Stefan Verra: Evolution und KörperspracheLesedauer 2 Min.
Stefan Verra hat einen kurzen aber sehr lesenswerten Artikel über Körpersprache mit dem Titel “Es geht um Begeisterung” für die Zeitschrift Klartext geschrieben. Hier gibt es das ganze Heft als pdf zum kostenlosen Download. Der Artikel von Stefan Verra ab Seite 6.
Hier ein kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.
Gehirn und Körpersprache
Stefan Verra geht davon aus, dass evolutionäre Entwicklung des Gehirns den Schlüssel zum Verständnis der Bedeutung von Körpersprache bildet. In der menschlichen Entwicklung bildeten sich nacheinander drei Teile im Gehirn:
- Stammhirn: Dieser älteste Teil ist für grundlegende Emotionen zuständig, beispielsweise Trauer, Freude und Aggression.
- Mittelhirn: Es übernimmt hierarchische Entscheidungen. Das bedeutet beispielsweise, ob wir jemandem Kompetenz zurechnen, ihn als überlegen wahrnehmen usw.
- Neocortex: Das ist der jüngste Teil des Gehirns, in dem die menschliche Ratio, also unsere Gedanken, Vernunft usw. sitzt.
Stefan Verra vertritt nun die These, dass die Körpersprache besonders die ersten beiden Teile unseres Gehirns anspricht, was auch deren große Bedeutung bei Präsentationen erklärt.
Zuhörer auf drei Ebenen überzeugen
Wir brauchen also drei Ebenen, um unser Publikum für uns einzunehmen:
- Stammhirn –> Wir müssen nahbar und freundlich wirken.
- Mittelhirn –> Unser Auftritt sollte Kompetenz ausstrahlen.
- Neocortex –> Erst dann bestätigen wir den ersten Eindruck, den das Publikum von uns hat, durch Fakten.
Alle Teile des Gehirns ansprechen
Aus diesen theoretischen Überlegungen leitet Stefan Verra folgende Empfehlungen ab:
- Positiver Gesichtsausdruck und Blickkontakt: Mit dieser Mimik lösen wir entsprechende Emotionen beim Publikum aus.
- Augen, Mund und Hände für Gesten einsetzen: Sie sind am besten mit dem Gehirn verbunden und geben viel Auskunft über die Emotion eines Menschen.
- Agil sein: Entscheidend sind dabei Häufigkeit und Geschwindigkeit. Hier können beispielsweise Bodenanker hilfreich sein, zwischen denen man sich bewegt. Auch können Gesten ruhig etwas größer sein, als man sie vielleicht selbst für normal empfindet. Nicht zuletzt ist der Abstand zu den Zuhörern auch fast immer größer als in einem normalen Gespräch.
Meine Meinung
Die Bedeutung von Körpersprache über die evolutionsgeschichtliche Entwicklung des Gehirns aufzuzeigen ist ein interessanter Ansatz. Die obigen Tipps sind grundsätzlich auch sicher nicht verkehrt.
Was mir in dem Aufsatz fehlt:
- Einbeziehen des Themas und der Situation: Wenn ich über ein ernstes Thema spreche, z. B. die Arbeit in einem Kinderhospiz, muss meine Körpersprache zum Inhalt passen. Auch kann zu große Agilität in manchen Kulturen, z. B. Japan, als Aggressivität ausgelegt werden.
- Abwechslung: Ständig agil zu sein, nutzt sich aus meiner Sicht ab. Abwechslung ist wichtig, also auch einmal Pausen oder ruhigere Phasen in einen Vortrag einzubauen.
- Paraverbale Ebene: Sprechrhythmus, Lautstärke, Tonhöhe usw. spielen neben der Körpersprache eine gewaltige Rolle. Stelle dir diesen Satz einfach einmal gesprochen von Helmut Schmidt und einmal von Angela Merkel vor.
Wer ist Stefan Verra?
Stefan Verra hat sich viele Jahre mit dem Thema Körpersprache beschäftigt. Er hat Lehraufträge und ist Gastdozent an verschiedenen Hochschulen und schreibt regelmäßig für bekannte Zeitungen wie F.A.Z. oder Süddeutsche Zeitung.
Link zu Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Verra
Link zu seiner Homepage: https://www.stefanverra.com
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