Phasen der Teamentwicklung nach Tuckman – aktuell wie nieLesedauer 3 Min.

Vor mehr als einem halben Jahrhundert, im Jahr 1965, entwickelte Bruce Tuckman sein bekanntes Phasenmodell der Teamentwicklung.

Warum es sich noch immer lohnt, dieses Modell zu kennen, erfährst du in diesem Artikel. Außerdem erhältst du ein paar wertvolle Tipps, um die Phasen der Teamentwicklung zu nutzen.

Du findest übrigens auch den Originalartikel von Tuckman “Developmental sequence in small groups” im Internet zum Download.

Phasen der Teamentwicklung

Das Modell von Tuckman besticht vor allem durch seine Einfachheit, denn es besteht aus nur vier bzw. fünf Phasen, deren Namen sich noch dazu leicht merken lassen: Forming, Storming, Norming, Performing und Adjourning.

Hier eine kurze Zusammenfassung.

Teamentwicklung Phase 1: Forming

Die Entstehungsphase des Teams. Häufig herrschen bei den Mitgliedern Verwirrung und Unsicherheit hinsichtlich der Aufgaben, Ziele, Verantwortlichkeiten, Beziehungen usw. vor. Erinnere dich an deine eigenen Erfahrungen.

  • Wie hieß der Mann mit den schwarzen Haaren noch mal?
  • Wer kümmert sich um Einrichtung der Zugänge zur Software?
  • Wieso will mir Herr Müller dauernd sagen, was ich tun soll?
  • Wie lange haben wir für unseren ersten Auftrag eigentlich Zeit?
  • Frau Wagner scheint sehr kompetent zu sein. Vielleicht spreche ich sie in der Kaffeepause mal an.

Teamentwicklung Phase 2: Storming

Es knallt. Machtkämpfe und Konflikte hinsichtlich Ziele und Prioritäten gehören in dieser Phase zum Alltag. Die Gruppe ist ziemlich mit sich selbst beschäftigt und ihre Leistung gering.

Teamentwicklung Phase 3: Norming

Es entwickeln sich mehr oder weniger stillschweigend Normen und Regeln. Die Gruppenmitglieder finden ihre jeweilige Rolle und die Kooperation nimmt zu. Die Zusammenarbeit wird harmonischer, die Teammitglieder akzeptieren sich, und die Leistung steigt.

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Teamentwicklung Phase 4: Performing

Das Team arbeitet zielgerichtet. Mitglieder wechseln flexibel zwischen Rollen und unterstützen sich gegenseitig. Die gemeinsame Aufgabe wird mit gleichbleibender Leistung erfolgreich bearbeitet.

Teamentwicklung Phase 5: Adjourning

Diese Phase spielt eine Rolle, wenn sich ein Team nach Abschluss der gemeinsamen Aufgabe wieder auflöst. Hier können Trauer und Zukunftsängste bei den Teammitgliedern auftreten.

Kritik am Modell von Tuckman

Das Modell ist dem Autor zufolge aus einer Sekundäranalyse 50 verschiedener Fachartikel entstanden, also kein empirisch getestetes Modell.

Es ist außerdem offensichtlich idealtypisch. Man könnte z. B. kritisch fragen, ob die Phasen

  • immer auftreten
  • klar voneinander abzugrenzen sind
  • ihre Entwicklung immer linear verläuft
  • Harmonie und Kooperation immer und quasi automatisch entstehen
  • die Auflösung einer Gruppe immer mit Trauer und Ängsten verbunden ist

usw.

Auch erreicht nicht jedes Team die Phase des “Performings”, denn sonst würde das Modell gegen jede Erfahrung behaupten, dass Teams nicht scheitern können.

Nutzen des Modells

Hat dieses relativ alte Modell also noch einen Nutzen?

Das kann man aus verschiedenen Gründen mit Ja beantworten.

Noch heute ist die Arbeit in Teams weit verbreitet und Worte wie Teamwork, Teambuilding Teamgeist usw. sind aus praktisch keiner Organisation wegzudenken.
Gerade mit Blick auf neuere Organisationsformen wie “Agile Teams”, die das Denken und Arbeiten in Silos aufbrechen, wird der Teamgedanke in Zukunft vielleicht sogar noch bedeutender. In solchen Organisationsformen bilden sich ständig neue, fachübergreifende und bunt zusammengewürfelte Teams, die sich nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder auflösen. Auch sind viele Beschäftigte gleichzeitig Mitglieder mehrerer Teams. Das Wissen, das Teams in ihrer Entwicklung verschiedene Phasen durchlaufen können, ist also durchaus relevant.

Auch hat wohl jeder, der einmal der Entstehung einer Gruppe beigewohnt hat, die einzelnen Phasen der Teamentwicklung mehr oder weniger deutlich am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Ganz intuitiv scheint an diesem Modell also durchaus etwas dran zu sein.

Tipps für die Phasen

Hier noch ein paar Tipps für die einzelnen Phasen.

Forming

Du kannst hier verschiedene Maßnahmen ergreifen, um schnell Orientierung zu schaffen und möglichst früh für das Entstehen von Teamgeist zu sorgen, z. B. durch ein Teambuilding-Seminar, oder eine gemeinsame Aktivität außerhalb der Arbeit.

Versuche außerdem, die Ziele für das Team möglichst klar und präzise zu formulieren, indem du beispielsweise auf die SMART-Technik zurückgreifst.

Storming

Das Modell von Tuckman postuliert eine Phase, in der das Team stark mit sich selbst beschäftigt ist, und nicht mit voller Leistung an seiner eigentlichen Aufgabe arbeitet.

Dieses Wissen lässt sich zum Beispiel beim Erstellen von Projektplänen bzw. Meilensteinen nutzen, indem du einen zeitlichen Puffer einbaust.

Eventuell hast du auch die Möglichkeit, in dieser Phase mit einfacheren Aufgaben zu beginnen, sodass sich möglichst schnell Erfolgserlebnisse einstellen.

Tuckman geht außerdem davon aus, dass Konflikte in einem Team die Regel und nicht die Ausnahme sind. Auch von diesem Wissen kannst du profitieren, indem du beispielsweise
– das Team schon zu Beginn darauf vorbereitest, dass Konflikte auftreten werden und dies völlig normal ist
– den Mitgliedern Tools an die Hand gibst, um Konflikte gezielt zu deeskalieren und zu regeln
– du Spielregeln einführst, sodass die Mitglieder mit Konflikten konstruktiv umzugehen lernen

Norming und Performing

Hier kannst du mit der größten Leistungsfähigkeit deines Teams planen und ggf. anspruchsvollere Themen aufwerfen und Aufgaben stellen.

Adjourning

Das Modell ist eine gute Erinnerung, auch den (möglicherweise traurigen) Abschied zu planen, wenn sich das Team auflöst. So ein Moment ist hervorragend geeignet, um Erfahrungen und Learnings zu dokumentieren. Auch kannst du einen positiven und emotionalen Moment für die Mitglieder schaffen und so Ängsten und Trauer entgegenwirken.

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