Drei Minuten mit Richard Bandler (Teil 2)Lesedauer 2 Min.

Hier der zweite Teil meiner Analyse eines kurzen Videoausschnitts einer meisterhaften Therapie-Sitzung von Richard Bandler.  Den ersten Teil des Artikels findest du hier. Das Video findet sich auf Youtube.

 

Die Analyse – Teil 3

Transkript (ab 1:03)

Richard:  But how do I know what to talk about? You make any pictures in there, too?
Susan:  Oh yes.
Richard: What is going on in there?
Susan:  Pictures of whoever it is that isn’t there. Maybe pictures of him …
Richard: Pictures of whoever it is that isn’t there.
Susan: Well, of the person that should have, you know, should be coming that hasn’t come.

Und wieder ist eine Minute mit Richard Bandler vorbei – und eine ganze Menge passiert.

Analyse

Stichwort Pacing und Leading: Susann ist bei der Beschreibung im auditiven Kanal gestartet. Im Sinne eines Pacings ist Bandler ihr dabei anfangs gefolgt (vgl. Teil 1 meiner Analyse), beginnt nun aber zum visuellen Kanal zu leaden. Witzig auch, wie Susan auf die Frage nach den Bildern mit “Oh yes” (1:07) antwortet, als wäre es doch völlig klar, dass sie dabei auch Bilder in ihrem Kopf hat.

Auf Bandlers Frage, was “da drinnen” vor sich geht, antwortet sie mit einer inhaltlichen Beschreibung. Mit der langsamen Wiederholung ihres Satzes “Pictures of whoever it is that isn’t there” (1:14) bringt er sie dann kurz zum Lachen. Ich vermute, dass er ihr folgende Suggestion geben will: Dein Kopf halluziniert gerade etwas zusammen – und etwas wirklich Absurdes. Außerdem nutzt er wie so oft Humor zur Vertiefung des Rapports.

Die Analyse – Teil 4 (ab 1:24)

Transkript

Richard: Okay, what kind of pictures?
Susan: Pictures of their face …
Richard: From the past? Or do you make new ones?
Susan: Yeah, new ones. Just what they look like, or maybe pictures of them in a wreck. Or …
Richard: Pictures of them in a wreck.
Susan: Yeah.
Richard: Okay, when you see them in the wreck, from what point of view? Do you see it, like, from the side? Or do you see it out of their eyes? I mean, what do you do?
Susan: No, I see it as if I were standing, looking on.
Richard: From what? From the side or from the front
Susan: I guess, it’s from the side. Although I hadn’t thought about it, I think it’s from the side

Analyse

Auf die Frage nach der Art der Bilder antwortet Susan wieder mit Inhalten: Es geht um die Gesichter. Jetzt nutzt das, um auf die Suche nach den Submodalitäten zu gehen.

Zuerst fragt er sie, ob es Bilder aus der Vergangenheit sind, oder neue. Anders gesagt: Er lässt sie testen, ob die Bilder visuell erinnert oder visuell konstruiert sind. Sieht man genau hin (1:27), kann man erkennen wie Susans Augen bei den Fragen einmal nach links oben (erinnert) und einmal nach rechts oben (konstruiert) gehen. Sie nimmt den Vergleich vor und entscheidet sich für konstruierte Bilder (“Yeah, new ones.”)

Klick ruhig. Ich bin bloß Werbung :-)

Susan beschreibt außerdem von sich aus weitere Inhalte der Bilder: Mit völlig unveränderter Stimme spricht sie von Bildern von Menschen, die sich in einem Autowrack befinden, also einen Unfall hatten. Bandler wiederholt scheinbar ungläubig die Formulierung “pictures of them in a wreck” (1:35) und bringt sie damit wieder zum Lachen. Auch hier vermute ich folgende Suggestion: Das ist nicht gerade die Art und Weise, wie sich die meisten anderen Menschen Freunde und Familie vorstellen, wenn sie sich verspäten. Wie so oft, tut Bandler das aber ohne erhobenen Zeigefinger, sondern macht sie indirekt darauf aufmerksam – und sich dann gemeinsam mit ihr über die seltsamen Dinge lustig, die in ihrem Kopf vorgehen.

(Hier sieht man auch wieder, wie viel mehr man durch das Video im Vergleich zu einem reinen Transkript erfährt. Beim ersten Lesen des Buches und ohne das Video zu kennen, dachte ich, dass es hier um ein “aktives Zuhören” im Sinn von empathischem Einfühlen geht. Knapp daneben …)

Schon folgt die nächste Submodalität auf der Liste: assoziiert vs. dissoziiert.

Bandler fragt Susan, ob sie die Bilder von der Seite oder aus ihren eigenen Augen, also assoziiert, sieht.  Er präzisiert dann noch weiter und lässt sie prüfen, ob es von der Seite oder von vorne ist. Susan entscheidet, dass sie die Bilder dissoziiert sieht.

 

Soviel zur zweiten Minute des kurzen Videos. Ich bin immer wieder überrascht, wie viel NLP Richard Bandler in drei Minuten unterbringen kann 😉

Hier geht es zum dritten und letzten Teil der Videoanalyse.

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